Christuskirche zu Karlsruhe

Christuskirche zu Karlsruhe

Die Christuskirche befindet sich am Mühlburger Tor und wurde 1896 bis 1900 nach Plänen von Curjel & Moser als evangelische Kirche der Karlsruher Weststadt erbaut.

Die ersten Planungen zum Kirchenbau gehen auf die Jahre 1888 bis 1892 zurück, der Zuschlag erfolgte nach einem Architektenwettbewerb an die Architekten Curjel und Moser. 1896 wurde mit dem Bau begonnen. In vielen Details wich man von der neugotischen Planung in Richtung Jugendstil ab. 1900 wurde die Kirche fertiggestellt und am 14. Oktober geweiht.

Die Christuskirche wurde im Verlauf des 2. Weltkrieges, in der Bombennacht vom 2./3. September 1942 beim Großangriff auf Karlsruhe und vom 4./5. Dezember 1944 bei einem erneuten Luftangriff schwer beschädigt. Hierbei kam es neben großen Schäden an Fenstern und Gewölben zu Schäden an der Rosette des Fronteingangs. Sofort nach Ende des Krieges begann man mit dem Wiederaufbau der Kirche. 1984 wurde der Wiederaufbau des ursprünglichen Turmhelms beschlossen, im September 1985 war dies dann realisiert.

Von Mai 2008 bis Ende 2009 wurde die Kirche innen renoviert und saniert. Dabei wurden die historischen Glasmalereien restauriert und mit Außenschutzverglasungen versehen.

Besonders innovativ am Vergabeverfahren war, dass auf Basis der von den Bietern vorgestellten Restaurierungskonzepte, für deren Erstellung es eine Aufwandsentschädigung gab, die Vergabeentscheidung getroffen wurde. Ein Verfahren welches zeigt, dass es durchaus interessante Alternativen zu den oftmals üblichen Verfahren des Preisentscheids "der billigste = wirtschaftlichste Bieter" gibt!

  

Die Glasfenster - Die Künstler

Die großen farbigen Maßwerkemporenfenster wurden von dem schweizer Glasmaler Johann Albert Lüthy (1858-1903) gefertigt.

Lüthy kam nach seinem Architekturstudium in Zürich 1880 nach Frankfurt und arbeitete dort im Architekturbüro Mylius & Bluntschli mit. 1883 eröffnete er ein eigenes Architekturbüro und wirkte als Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Frankfurt. In seinem eigenen Glasmalerei-Atelier führte er selbst zahlreiche Glasmalereiaufträge aus, so neben den Glasmalereien für die Karlsruher Christuskirche, die Glasfenster in der Kirche St. Michael in Zug, im Kunstgewerbemuseum in Zürich und die Kantonswappen in der Kuppel des Bundeshauses in Bern. Von 1901-03 war er Direktor der Züricher Kunstgewerbeschule.

Durch die starken Schäden des 2. Weltkrieges an den Kirchenfenstern war beim Wiederaufbau nach 1950 auch eine Stabilisierung der Glasfenster notwendig. Dies führte unter Leitung von Prof. Erich Heckel seine Meisterklasse der staatlichen Akademie für bildende Künste Karlsruhe aus. Unter Verwendung zahlreicher Bruchstücke wurden die Felder stimmig zusammengesetzt. Der Christus der Westrose stammt von Heckel.

Die beiden Seitenfenster auf der Mittelempore wurden 1973-75 von dem Künstler Peter Valentin Feuerstein erneuert. Die ehemals dort platzierten Motive "Calvin" und "Zwingli" wurden durch die Neuinterpretationen von Feuerstein: "Das himmlische Jerusalem" und "Das Weib und der Drache" ersetzt.

Valentin Peter Feuerstein (1917-1999) wuchs als Sohn eines Malermeisters in Neckarsteinach auf, wurde 1938 zum Arbeitsdienst eingezogen, hatte jedoch die Chance in München an der Akademie der Bildenden Künste zu studieren. Anschließen schlug er entgegen des Vaters Vorstellungen zur Übernahme des Malerfachgeschäftes eine künstlerische Laufbahn ein und arbeitete nach dem Ende des 2. Weltkrieges zunächst als Restaurator. Mitte der 50er Jahre entdeckte er die Glasmlaerei als sein Medium und schuf als Autididakt in den folgenden Jahren um die 830 Glasfenster in ca. 120 Kirchen  und Kapelllen, hauptsächlich im Südwestdeutschen Raum. Zu seinem Hauptwerk lassen sich u.a. 5 Fenster für das Ulmer Münster (1979-1986), eine Rosette im Freiburger Münster (1971), im Breisacher Münster (1967) zählen. 

 

Über der Altarapsis trohnt die Nordempore mit der Orgel
Über der Altarapsis trohnt die Nordempore mit der Orgel
Die östliche Empore mit den Fenstern "Moses auf dem Berg Nebo", "Elias der Prophet" und "Jeremias auf den Trümmern Jerusalems"
Die östliche Empore mit den Fenstern "Moses auf dem Berg Nebo", "Elias der Prophet" und "Jeremias auf den Trümmern Jerusalems"
Die südliche Empore mit der möchtigen Rosette Ø ca. 6,6 Meter, den beiden seitlichen Emporenfenstern von Feuerstein; auch die drei Fenster unter dieser Empore wurden von ihm gestaltet
Die südliche Empore mit der möchtigen Rosette Ø ca. 6,6 Meter, den beiden seitlichen Emporenfenstern von Feuerstein; auch die drei Fenster unter dieser Empore wurden von ihm gestaltet
Die westliche Empore mit den Fenstern "Jesus und die Samariterin am Brunnen", "Jesus der Kinderfreund" und "Jesus - Heiland der Kranken und Armen"
Die westliche Empore mit den Fenstern "Jesus und die Samariterin am Brunnen", "Jesus der Kinderfreund" und "Jesus - Heiland der Kranken und Armen"

Umfangreiche Aufgabe - individuelle Lösungen

Umfangreiche Aufgabe - individuelle Lösungen

Mit samt der zahlreichen Nebenfenstern waren in diesem Projekt rund 640 einzelne Bleiverglasungen, 571 davon mit Glasmalerei, zu bearbeiten. Um der Vielzahl der Fenster, in der nach Norden ausgerichteten Christuskirche, Herr zu werden, wurde vom Architekturbüro Krebs eine individuelle, von den Empfehlungen des CVMA abweichende Fensterbezeichnung entwickelt.

Zur Abstimmung der Maßnahmen fanden zahlreiche Besprechungen mit dem Bauherrn, dem Planer und dem Landesdenkmalamt statt.

Dabei wurden viele individuelle Lösungen gefunden, so sind z.B. die relativ stark gefährdeten Fenster unter der Empore, in der Sakristei und Kapelle mit Verbundsicherheitsglas aus Floatglas geschützt, die großen Fenster auf den Emporen mit maschinengezogenem Goetheglas.

Diese Auswahl hatte auch den Hintergrund, dass die unteren Fenster in ihren Spiegelungen meist die dunklen Bäume zeigen, also die Schutzscheibe vergleichsweise wenig wahrgenommen wird, hingegen bei den großen Fenster auf den Emporen das maschinengezogenem Goetheglas mit seiner bewegten Oberfläche besser in der Reflektion des Himmels wirken kann.

 

Neben den mächtigen Glasmalereifenstern im Kirchenraum gibt es in der Christuskirche eine Vielzahl weiterer Fenster wie hier in der Kapelle und der Sakristei
Neben den mächtigen Glasmalereifenstern im Kirchenraum gibt es in der Christuskirche eine Vielzahl weiterer Fenster wie hier in der Kapelle und der Sakristei
Auch die insgesamt vier Treppenhäuser sind mit einer großen Zahl von Fenstern ausgestattet
Auch die insgesamt vier Treppenhäuser sind mit einer großen Zahl von Fenstern ausgestattet
Innenansicht eines solchen mit reicher Ornamentik gestalteten Nebenfensters
Innenansicht eines solchen mit reicher Ornamentik gestalteten Nebenfensters
Eines der Feuersteinfenster unter den seitlichen Emporen mit Schutzverglasung im Nachzustand
Eines der Feuersteinfenster unter den seitlichen Emporen mit Schutzverglasung im Nachzustand