Die Chorfenster der evang. luth. Marienkirche zu Königsberg in Bayern
Die sechs großen Chorfenster wurden von uns im Jahr 2004 restauriert und mit einer zeitgemäßen , innenbelüfteten Außenschutzverglasung versehen.
Beschreibung des Gesamtbauwerkes
Das Rathaus und Stadtkirche (die Marienkirche ist seit 1523 evangelisch-lutherisch) stehen nebeneinander. Auf den mächtigen Fundamenten eines Profanbaues, der ersten Burg Königsbergs, wollten die Königsberger im ausgehenden 14. Jahrhundert einen Dom errichten.
In der Tat wurde es eine der ansehnlichsten gotischen Pfarrkirchen im Frankenland. Ihr Turm ragt 46 m in den Himmel und es scheint, als hätten die Meister der Straßburger Bauhütte dem Kirchturm einen leicht französischen Stilakzent gegeben.
Den Kirchenbau begann man 1397. Es folgte eine lange Bauzeit. So konnte beispielsweise erst nach der Weihe 1432 der Turm fertiggestellt werden (1446). Durch einen Brand im Jahre 1640 gingen viele Details verloren. An den Strebepfeilern der östl. Chorseite sehen wir als einzige der ehemals aufgestellt gewesenen Figuren eine Madonna. Es ist allerdings nur eine Nachbildung des wertvollen Originals aus der Zeit um 1420 (aufbewahrt auf der Veste Coburg).
Unter dem Marienbildnis befindet sich einer der typischen Kragsteine, Sinnbilder für menschliche Laster (Gier, Torheit, Unsittlichkeit). Etwas tiefer wird auf einem leider verblassten Fresko die Marter St. Sebastians dargestellt. Wer die Kirche betritt, wird von den hochgezogenen Säulen und den Gewölben, die die drei Kirchenschiffe und den Chorraum überspannen, beeindruckt sein.
Von der Innenausstattung sind bemerkenswert: Ein Renaissancelesepult, 1697 durch niedrige Chorschranken mit der von einer Mosesfigur getragenen Kanzel verbunden. In den Rundbogenblenden der Barockkanzel werden neben Christus die vier Evangelisten dargestellt.
1432 zu Kiliani hatte ein Commissarius des Würzburger Bischofs die Kirche nach 70 Jahren Bauzeit eingeweiht. Weitere 92 Jahre blieb sie katholisch, bis die Königsberger 1524 beschlossen, evangelisch zu werden.
Während des dreißigjährigen Krieges, hielt der Feldherr Tilly die Stadt Königsberg besetzt. Durch seinen Einfluss blieb die Marienkirche vom Königsberger Großbrand 1632 verschont. 1640 waren dann einheimische Brandstifter am Werk Sie raubten die Kirche aus und zündeten sie an. Nur die Grundmauern blieben stehen. Fünf Jahre später begannen die Königsberger, die Kirche notdürftig in Stand zu setzen. In diesem Zustand beließ man sie einige Jahrhunderte. 1897 stand man deshalb vor der Überlegung: Sollte man eine neue Kirche bauen, oder den alten Bau von Grund auf sanieren?
Die Königsberger entschieden sich für die Sanierung und beauftragten den Architekten Leopold Oelenheinz aus Coburg. Der nahm seine Aufgabe ernst, so dass 1904, nachdem alle Arbeiten abgeschlossen waren, die Kirche buchstäblich wie neu aussah. Zur Erinnerung ließ Oelenheinz ein steinernes Porträt von sich im Chorraum unter der Orgelempore anbringen. In seiner Festschrift zur Wiedereinweihung der Marienkirche schloss der Architekt euphorisch: "So blühe du denn, Blume in Franken, in verjüngter Schönheit!" Quelle; Internetseite der Evangelisch-lutherischen Gemeinde Königsberg
Quelle; Internetseite der Stadt Königsberg
Beschreibung des Bestandes
Die Chorfenster sind typische Exemplare der Glasmalerei im 1900 und mit figürlichen Darstellungen vor Landschaften und/oder Architekturelementen gestaltet.
Das Chorscheitelfenster ist ganzflächig mit Glasmalerei gestaltet. Alle anderen Chorfenster weisen Felder oder zumindest Teilflächen in Butzen, Sechseck oder Rechteckaufteilung auf.
Die Fenster sind mit folgenden Hauptmotiven gestaltet:
I Petrus, Jesus, Paulus
NII Philipp Melanchthon, Martin Luther und Justus Jonas
NIII Herzog Wilhelm der IV von Sachsen und Weimar
SII Herzog Ernst der Fromme
SIII Friedrich der Weise
SIV Butzenfenster mit Wappen der von Bassewitz, Strachwitz
Die Fenster wurden, nach den Inschriften von folgenden Werkstätten geschaffen:
I Gebrüder Schmitt, Bamberg, 1903
NII Ferd. Müller, Quedlinburg, 1904
NIII Gebrüder Schmitt, Bamberg, 1904
SII Ferd. Müller, Quedlinburg, 1904
SIII F.X. Zettler, München, Datum nicht erkennbar
SIV Werkstatt nicht erkennbar, 1903 laut Kirchenführer jedoch auch F.X. Zettler, München
Besonderheit der Schutzverglasung
Auf Grund der prominenten Lage der Kirche am Marktplatz wurde diese nicht mit herkömmlichen Verbundscheibensicherheitsglas aus zweimal Floatglas („Spiegelglas”) ausgestattet, sondern mit Verbundsicherheitsglas aus einer außenseitigen Lage maschinengezogenem Goetheglas ca. 3mm (Restover ®) von Schott ® und einer innenseitigen Lage Floatglas.
Dadurch sind die schutzverglasten Scheiben „bewegt” und passen besser zu diesem historischen Gebäude als blanke und glatte normale Scheiben wie man sie z.B. in Schaufenstern einsetzt.