Bamberg - Glasdecke mit Kaltmalerei
Außerhalb der Altstadt Bambergs gelegen, wurde das ehemalige Wohnhaus der Kaufmannsbrüder Morgenroth Ende des 19. Jahrhundert errichtet. Der Architekt war Friedrich Geb, ein zu dieser Zeit in Hannover tatiger Dozent für Baukunst und Architektur. Das Gebäude ist eines der bedeutendsten Wohnpalais dieser Epoche Bambergs und als Doppelhaus konzipiert.
Der Stil der Innengestaltung lehnte sich an die eines „Italienischen Palastes“ an und wurde fur diese Zeit mit modernsten technischen Neuerungen ausgestattet.
Ein Wintergarten, ein Speiseaufzug und die mit Gas beheizten Heizkörpern erhöhten den Wohnkomfort. Das unter Denkmalschutz gestellte Gebaude ist nun Standort der Katholischen Hochschulgemeinde Bamberg.
Die Technik
Das Deckengemalde, welches konserviert werden mußte, ist in der Technik der Hinterglasmalerei gefertigt. Es befindet sich im Haupttreppenhaus des nördlichen Wohnpalais und wurde von Carl Wiederhold gemalt.
Die Hinterglasmalerei ist eine Kunsttechnik die trotz ihrer Zugehörigkeit zur Glasmalerei, immer wieder durch Begriffsverwirrungen von dieser getrennt wurde. Der durchsichtige Bildtrager dient nicht nur als solcher, sondern ist zugleich Schutzschicht fur die aufgebrachte Malerei und bewirkt wie ein Firnisauftrag bei einem Tafelbild die Leuchtkraft der Farben durch Tiefenlicht. Das älteste Beispiel hierzu ist ein Platte aus Bergkristall von 1500 v.Chr. die im Heraklion Museum auf Kreta zu finden ist.
Andachtsbilder, Votivtafeln und Einlagen fur Reliquiare wurden während der ersten Blütezeit der Hinterglasmalerei im 15. Jahrhundert in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien hergestellt. Im 16. und 17. Jahrhundert, wurden kunstgewerbliche Gegenstände, darunter Schalen, Prunkbecher, Spiegeleinlagen und dekorative Elemente für Möbel, mit Hinterglasmalerei geschmuckt, deren Komposition sich an die Vorbilder der jeweils zeitgenossischen Malerei und Graphik hielt.
Diese waren von hoher Qualitat und nicht mit den in späteren Jahrhunderten fast schon in Massenproduktion hergestellten Bildern zu vergleichen. Erst die Künstler des Expressionismus sahen diese Art der Gestaltung nicht mehr als Volkskunst an, sondern bedienten sich ihrer vielseitigen technischen Möglichkeiten und der stofflichen Reize der transparenten Bildträger.
Um 1900 wurden im alltäglichen Leben schwere und große Glasplatten in dieser Technik fur Reklameschilder und Wandgestaltungen gefertigt. Ein Beispiel dieser Art Wandgestaltung fand sich 1935 auf dem Kreuzfahrtschiff „Normandie“ als Wandgemälde in einem Salon, mit einer Große von 97 x 80,5cm pro Glasplatte.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Hinterglasmalerei und deren Anerkennung als eigene Gattung in der Kunstgeschichte begann erst im 20. Jahrhundert. Trotz der Menge an mitunter qualitativ hochwertigen Hinterglasbildern, sind diese kaum in Ausstellungen vertreten und nur wenige Museen veröffentlichen Kataloge mit ihren Sammlungen.
Die Technik der Hinterglasmalerei unterscheidet sich von normalen Gemälden in der Art, wie diese aufgebaut wurden. Anstatt mit dem Hintergrund zu beginnen wurden zuerst die höchsten Lichter und tiefsten Schatten aufgetragen. Außenkonturen mussten ebenfalls zuerst gezeichnet werden, bevor Flächen ausgefüllt werden konnten. Der normale Hintergrund wurde als letztes aufgetragen. Während des Malens waren Fehler kaum zu korrigieren, was eine exakte Arbeit für den Künstler bedeutete.
Das Gemälde
Das Hinterglasgemälde im Haupttreppenhaus befindet sich an der Decke des ersten Stocks und ist eingefasst in einen goldenen Zierrahmen.
Das Gemälde setzt sich aus 31 Glasplatten zusammen, die am Rand durch den Rahmen gehalten werden und an ihren Ecken durch Unterlegscheiben, die mit je einer Schraube in der darüber befindlichen Decke verankert sind. Durch einen Wassereinbruch wurden die Malerei beschädigt. Das Glas der 31 Felder ist nicht gleichmaßig dick, sondern variiert in der Dicke zwischen drei und sechs Millimetern.
Das Hinterglasgemälde wirkt nur im Auflicht. Von der Rückseite lasst sich erkennen, dass die Figuren zuerst aufgebracht wurden, da ein Teil des Hintergrundes aus Wolken und Sonne uber ausgestreckte Hande gemalt worden ist.
Die Maßnahmen
Nach diversen Überlegungen und Versuchen zur Reinigung und Festigung wurde ein Maßnahmenkonzept erstellt und den Entscheidern vorgelegt.
Nach einer mehrstufigen Trockenreinigung wurden einzelne Verschmutzungen mit einem Skalpell abgenommen.
Falls vereinzelt Malerei lose erschienen, wurde das Verfahren sofort gestoppt, bis die entsprechende Stelle durch eine erfolgten Sicherung mit einer Lösung von 5 % Paraloid in Aceton behandelt und anschließend mit einer 10% Lösung von Paraloid in Aceton gefestigt wurden.
Erhöhung der Resttragfähigkeit
Ein entscheidender Schritt der Maßnahmen dieser Kampagne war die Erhöhung der Resttragfähigkeit im Fall eines Versagens der Scheiben.
Zu diesem Zwecke wurden Versuchsmuster einer speziellen PET-Folie gefertigt und zum anderen kleine Rückstellmuster die im Falle einer Entfernung der Folie als Testfläche dienen können, ohne die Originale zu gefährden. Zusätzlich wurde bei einigen Mustern die Ablösbarkeit der Folie überprüft.
Außerdem wurden Muster gefertigt, welche von der Landesgewerbeanstalt (LGA) Würzburg auf ihre Resttragfähigkeit untersucht wurden.
Montage
Für die Montage wurden individuell angefertigte, vergrößerte Messingscheiben eingesetzt, welche bereits Teil des Versuchsaufbaus der LGA waren.
Diese wurden mit ebenfalls durch die LGA getesteten metrischen Schrauben in Einschraubmutter mit Innengewinde eingedreht und mit entsprechendem Schraubensicherungsmittel fixiert.
Der Text wurde teilweise der Praxissemesterarbeit von Eva Habermehl entnommen.